Materialien für Schneiden und Klingen

Meine Werkzeuge und Messer schmiede ich vorrangig aus verschiedenen Kohlenstoffstählen, deren Legierung jeweils dem Einsatzzweck angepasst ist. Manche Stähle stammen aus dem Recycling – in einer Schmiede landete früher auch nicht der kleinste Nagel im Abfall! Robuste, große Messer zum Hacken und andere derbe Arbeiten können aus Federstahl (es gibt etliche Varianten) sein, Messer für feine Schneidaufgaben mache ich aus hoch kohlenstoffhaltigem Stahl, wofür alte Feilen und Kugellagerringe aus dem Recycling eine gute und nahezu nie versiegende Quelle sind. Zudem verwende ich verschiedene industrielle Werkzeugstähle.

Diese Stähle sind nicht rostfrei, dafür haben sie aber andere Eigenschaften, die mir wichtiger sind: bei richtiger Wärmebehandlung lassen sich sehr feine, haltbare Schneiden erzeugen, die man später bei Bedarf mit ein paar guten Banksteinen problemlos nachschärfen kann. Zudem ist die Korrosionsgefahr gering, wenn man den Klingen regelmäßige Pflege angedeihen lässt.

Für besondere Zwecke, z.B. bei historischen Nachbauten (ich arbeite auch für Museen), setze ich Composite-Techniken ein. Dabei werden in einen zäh-elastischen Klingenkörper leistungsfähige Schneiden aus hoch härtbarem Stahl eingeschweißt.

Ebenso schmiede ich Damaszenerstahl aus verschiedenen Stählen, die so miteinander kombiniert werden, dass sich nach dem Ätzen der fertigen Klinge eine deutlich sichtbare Struktur ergibt.

Meine Werkstücke werden je nach Einsatz unterschiedlich gehärtet bzw. angelassen, damit sie ihre Aufgaben optimal erfüllen können. Manche Messer werden differentiell gehärtet – eine Technik, die man als typisch für japanische Blankwaffen kennt (HAMON), die aber schon weit vorher in Europa praktiziert wurde.

Materialien für Griffe und Stiele

Hochwertige Messergriffe mussten in den 1980er Jahren aus nahezu unzerstörbarem Material sein – eine Philosophie, der ich mich in meiner Anfangszeit durch die Verwendung von Kunststoffen und exotischen Harthölzern anschloss. Auch heute noch greife ich gelegentlich zu Tropenhölzern. Mir ist der Raubbau in den Urwäldern natürlich bekannt, aber das ökologische Problem ist vor allem der Holzverbrauch für Einmal- und Wegwerfprodukte. Bei Griffen für Messer und Werkzeuge, die so gut gemacht sind, dass sie Jahrzehnte überdauern, ist der Einsatz von Tropenholz in diesen geringen Mengen nach meiner Auffassung unproblematisch, zumal der geringe Bedarf der Messermacher aus den ‚Abfällen’ gedeckt wird.

Heute verwende ich vorwiegend europäische Hölzer für Griffe und Stiele und musste feststellen, dass diese hinsichtlich ihrer Schönheit und Haltbarkeit den Tropenhölzern kaum nachstehen. Lediglich in der Nässeresistenz haben harzreiche Hölzer Vorteile, aber mit ein wenig liebevoller Pflege gleicht man das leicht aus. Es macht ja durchaus auch Freude, sich einem geschätzten Messer oder Werkzeug einen Moment lang zu widmen!

Zudem mag ich die Patina, die viele unsere heimischen Hölzer im Gebrauch annehmen. Das ist ein Aspekt, der sich erst mit den Jahren der Erfahrung und Beobachtung bei mir einstellte, und der durch das Sammeln von alten Werkzeugen und Messern stets neue Nahrung bekommt.

Durch die Beschäftigung mit der Schmiedekunst unserer Vorfahren bin ich zudem auf ‚alte’ Holzarten gestoßen, die im Mittelalter bereits ihre hervorragende Eignung als Werkzeugstiele und -griffe bewiesen hatten, heute bei uns aber durch moderne, aber nur scheinbar bessere Werkstoffe verdrängt und in Vergessenheit geraten sind. Es macht mir als Experimentalarchäologe ausgesprochen Freude, diese Dinge wieder ans Tageslicht zu bringen, denn Holz ist dem Menschen von Natur aus nahe und angenehm im Gebrauch; es lebt und spricht zu uns.

Weitere natürliche Griffmaterialien sind Knochen (auch fossile), Elfenbein und andere Tierzähne, Leder sowie Horn und Geweih von diversen Tieren.

Materialien für Griffe und Stiele