Biografie

Mein Name ist Jean Collin, ich bin 1944 geboren. Messer, Blankwaffen und Werkzeuge habe ich schon als Kind aus den mir zur Verfügung stehenden Materialien – nicht immer Stahl oder Eisen! – gebastelt, aber wie das meist so ist, kam das nicht ohne Anregung von außen zustande. Mein Großvater und mein Vater benutzten immer viele verschiedene Werkzeuge mit größter Selbstverständlichkeit und Souveränität, obschon sie keine ausgebildeten Handwerker waren. Es hat sich daher, als ich etwa 15 oder 16 Jahre alt war, zunächst auch niemand darüber gewundert, dass ich völlig ohne Anleitung im Keller mit Hilfe der Koks-Zentralheizung meine ersten Schmiedeversuche machte. Das war aber leider nicht von Dauer, weil dabei die Heizung viel zu warm wurde…..In der Folge habe ich dann jahrelang entweder fertige Klingen verwendet oder solche spanabhebend hergestellt.

Erst in den 80er Jahren konnte ich gelegentlich in der Schmiede eines Freundes richtig arbeiten, zudem noch mit kompetenter Unterweisung. Allerdings war mein Mentor in jeder handwerklichen Hinsicht Perfektionist bis zur Obsession, und so reichten mir die Unterrichtsstunden nicht – ich brauchte eine eigene Schmiede, um das Gelernte umzusetzen.

Ich fand schließlich ein festes Steinhaus in einem schönen Garten und ohne direkte Nachbarn – das erlaubte mir freie Entfaltung, denn so konnte ich auch an Sonn- und Feiertagen schmieden und in der ersten Zeit der Begeisterung auch schon mal bis spät in die Nacht.

Nun haben sich meine Arbeitsbedingungen nochmals verbessert: ich lebe im historischen Ortskern eines Hunsrück-Dorfs und schmiede in einem Gebäude, dessen Fundament noch aus dem 15. Jahrhundert stammt. Das passt sehr gut zu meinem Interesse am historischen Handwerk!

Da das Gebiet von Feuer und Eisen so groß ist, holt
man in einem Menschenleben ein paar tausend Jahre
praktischer Erfahrung im Schmiedehandwerk nicht
nach. So schmiede und lerne ich beständig weiter,
besonders auch durch die intensive Beschäftigung
mit der Geschichte des Eisens.